Wir laden Sie herzlich ein zur Vernissage am Montag, den 5. Okt 2020 um 18:00 Uhr (Die Veranstaltung findet vor dem Kunstraum B statt. Die z.Z. gültigen Abstandsregeln sind zu beachten.)
Vollwerden und Leerwerden ist das vierte „Muttermal“ Projekt; seit dem Masterstudium beschäftige ich mich hauptsächlich mit dem Thema „Emotion“. Hierbei gilt der große Titel meiner Arbeit „Muttermal“ als ein Symbol: erstens ein „wesentliches Mal“ als „Mal der Mutter“, zweitens eine „geistige Substantialität“ als „Spur der Emotionen“, die aus mir entstanden sind. In diesem Zusammenhang wird schließlich ein „neues innelebendes Wesen“ als „ein selbständiges Wesen“ geboren.
Ich frage mich: Was ist die Emotion bzw. das Gefühl eigentlich? Woher kommt sie? Ist sie ein lebendiges Wesen? Sie ist unsichtbar und hat keine Gestalt. Sie erscheint in Inneren gleichsam raumlos. Aber sie existiert doch. Man kann sie fühlen. Sie kann auch ausgedrückt werden. Emotion wäre bei mir ein „lebendiger Organismus“.
In meiner Arbeit konzentriere ich mich auf den Charakter einer Emotion, die sich einfach mitteilt und vielfältig entwickelt: eine Bewegung, eine Veränderung, eine Vergrößerung. Etwas verschwindet und etwas taucht wieder auf. Elemente vermehren sich, stapeln sich zu Formationen auf und schließen sich in neuen Formationen zusammen. Ich verwende von der organischen und anorganischen Natur inspirierte unterschiedliche Oberflächen, kontrastierende Farben und plastische Strukturen. Meine Äußerungen finden in den gestalterischen Möglichkeitsräumen statt, die sich zwischen Punkt und Linie ergeben, wenn sie bewegt werden. Deshalb gleichen sie Wachstumsformen.
Bei meine Masterarbeit mit dem Titel „Vollwerden und Leerwerden“ geht es um die Emotionen „Wut und Trauer“, die ich durch ein bestimmtes Ereignis empfand. Normalerweise ist Wut eine sehr heftige, stürmische und explodierende Emotion und häufig eine impulsive und aggressive Reaktion. Sie ist oft schwer zu beherrschen. Mit anderen Worten ist sie eine Emotion, welche die stärkste Kraft nach außen hat.
Die Wut zeigt sich bei mir ein bisschen anderes. Ich bin jemand, der sein Gefühl auf eine bestimmte Art nicht gut ausdrücken kann. Für mich ist Wut die schwierigste Emotion. Wenn ich Ärger habe oder besonders wütend bin, kann ich nicht einfach meine Wut in Luft auflösen. Sie bleibt immer neben mir, ich denke nur in meinem Innersten viel an sie – intensiv, allein, zu Hause. Sie wird überhaupt nicht außen getragen, sondern innerlich unterdrückt und sie schwärt wie eine immer stärker werdende Entzündung. Je mehr ich daran denke, desto mehr wächst sie. Deswegen benötige ich ein Hilfsmittel, damit sie nicht faulig wird. Sonst wird sie irgendwann einmal explodieren.
Das Hilfsmittel dafür ist die Trauer. Trauer halte ich für ein Mittel, das die Wut verdünnen oder wegmachen kann. Sie hat die Kraft, etwas zu entleeren und noch Platz zu schaffen, um es wieder zu füllen. Die Emotion soll aufgelöst werden, die man nicht mehr halten kann.
Bei der Masterausstellung werde ich gerne auch meine neue Serie „Emotion – Denkmal“ zeigen. Durch diese Arbeit werde ich weiterhin meine Emotionen dokumentieren.