Leonid Kharlamov – The Losers

Wir laden Sie herzlich ein zur Vernissage am 14.02.2020 – 19:00 Uhr

Die Ausstellung „The Losers“ behandelt die Tragik der menschlichen Existenz, die von der unendlichen Suche nach Glück und Gerechtigkeit geprägt ist.

Ab dem Zeitpunkt, wo der Mensch sich als ein Wesen wahrgenommen hat, fing er an zu leiden. Ein Schmerz, der tief in sein Innerstes durchdrungen ist, wurde plötzlich allgegenwärtig. Der Mensch hat nun begriffen, dass es keine Flucht gibt und stellte sich seinem Leid. Alle seine Visionen und Hoffnungen – die Welt könnte sich verbessern, projezierte er in eine seltsame Beschäftigung, die wir heute als Kunst verstehen. Die höchste Form des Daseins, die uns bekannt ist, ist das Betrachten der Kunst, denn sie ist ein Selbstzweck und wird für nichts angewendet, wie sonst jede andere menschliche Handlung.

Heute, in der Zeit des „brutalen egoistischen Kapitalismus“, wird auch die Kunst zu einem Gegenstand des Marktes und ein Teil des Systems, welches sie tötet. Dieses System ist wie eine Matrix, die uns die Illusion von der angeblichen Aktualität verkauft. Der Künstler strebt nicht mehr nach der Wahrheit, sondern nach dem Erfolg durch die Befürwortung von Institutionen. Es entsteht dadurch eine seltsame Hierarchie, und der Künstler versucht sich dem zu fügen. Dadurch geht der Anspruch sich abzuheben, mutig, provokant und ehrlich zu sein verloren. Die Kunst wurde kastriert und verblutet vor unseren Augen in den Hochschulen, Galerien und den Museen. Ein Besuch in einem Möbelhaus, erfüllt einen teilweise mehr, als eine Besichtigung einer Ausstellung der jungen Kunst.

Neulich habe ich mich mit einem Maler unterhalten, er sagte mir:“Farbe, ist nur Farbe.“ Na super, für diese Erkenntnis hat er sechs jahrelang studiert! Meine Meinung zu solchen Künstlern ist, fickt euch und verschwendet nicht meine Zeit! Bleibt da, wo ihr seid, in eurer Portfolio Realität!

Um uns der beschriebene Tendenz zu widersetzten, brauchen wir einen Begriff, der eine Alternative verspricht und sich von Unfähigkeit der Selbstdarsteller distanziert. Dieser Begriff lautet „emotionaler Konzeptualismus“. Das Manifest dazu, besteht aus nur einem Satz, ein Zitat von Bruce Lee: “ Kunst soll nicht unterhalten, aber auch nicht langweilig sein.“ Wir sollten uns vor der Langeweile fürchten und endlich mal versuchen, etwas zu verändern. 20 Jahre lang hat die Kunst geschlafen, es ist an der Zeit aufzuwachen.

Mein Appell an die Künstler: malt, singt, macht Videos und Filme, schreibt Gedichte und Manifeste und weniger Bewerbungen. // Text: Leonid Kharlamov

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Leonid Kharlamov ist 1981 in St.Petersburg in Russland geboren. Er hat die Umbruchzeit von sowjetischem Regime zu kapitalistischer Gesellschaft bewusst miterlebt und die daraus folgenden politischen Schwierigkeiten als Jugendlicher mitbekommen. 1995 übersiedelt er mit seiner Familie nach Deutschland. Er macht sein Abitur und beginnt eine Arbeit als Assistent für psychisch und geistig behinderte Menschen. Diese Zeit prägt ihn sehr. Parallel besucht er die Freie Kunstschule Hamburg, wo er von Joseph Beuys´ Meisterschüler Wolfgang Genoux unterrichtet wird. 2009 beginnt er sein Studium bei Arnold Dreyblatt und Stephan Sachs an der Muthesius Kunsthochschule und nach dem Abschluss als Bachelor of Fine Arts setzt er es bei Michaela Melián an der HfBK Hamburg fort. 2016 folgt der Abschluss als Master of Fine Arts. Zu seinen Studienzeiten bezieht er ein Stipendium vom ELES Studienwerk.Schon während seines Studiums nimmt Leonid Kharlamov bei zahlreichen internationalen Ausstellungen und Festivals teil. 2014 ist das von ihm initiierte Projekt Quarantäne ein Teil der Moskauer Biennale for young Art. 2015 und 2017 nimmt er teil an der Ural Industrial Biennale in Jekaterinburg und 2019 an der Kranojarsk Museum Biennale. 2020 ist er zu Teilnahme an der Garage Museum Biennale eingeladen worden. Er tritt als Kurator mehrerer Projekte auf und ist Mitbegründer des Künstler- und Kuratorenkollektivs „Quarantäne“, der „Underdoggallery“ in Hamburg und der Galerie im ehem. Schleckermarkt in Kiel. Kharlamov lebt und arbeitet in Hamburg.